Samstag, 3. August 2013

Das Universitätsseminar ist geraume Zeit abgeschlossen.
Gleichwohl lassen wir den Blog bis auf weiteres bestehen.
Hans Konrad ist erreichbar unter terroristenweg@gmail.com oder unter konrad@mail.az.

Samstag, 9. Februar 2008

Achtung 2. Klausur Montag

Achtung 2. Klausur

Wer die 2. Klausur schreiben will und nicht aufmerksam war -
Montag, 11. 2. 2008, 18.15 Uhr AG-Räume PhilFak (also nicht im geschlossenen HSG!)

Themen:
Das muslimische Paradies
oder
Textanalyse

Es können - unter anderem - dort auch Hausarbeiten abgegeben werden oder Formblätter für ausstehende "Scheine" vorgelegt werden.

Donnerstag, 10. Januar 2008

Zum Referat Muslimbruderschaft 3. 12. 2007

FB03- Fachbereich Soziologie
SE: Der Weg des Terroristen WS 2007/08
3. Dezember 2007
Referent: M. P.



Die Muslimbruderschaft: Organisation und Struktur

Gründung und Ideologie

· 1928 von Hasan al-Bana gegründet, der von den Lehren Muhammad Rashid Rida inspiriert wurde
· Salafismus und Wahhabismus wurden die Grundlagen der Muslimbruderschaft
· „Islamisierung von unten“ durch moralische Erziehung und soziale Einrichtungen
· Umwandlung Ägyptens in ein Kalifat nach den Grundlagen der Scharia
· Islamischer Staat kann nur durch eine islamische Gesellschaft getragen werden

Expansion

· Nach zögerlich Ausbreitung in den 1930er Jahren, explodierten die Zahl der Mitglieder bis 1948 auf 500.000
· Durch Missionare und Zweigstellen in allen islamischen Staaten, wurde die Ideologie verbreitet
· Anschläge gegen das britische Militär und Teilnahme am palästinensischen Kampf gegen die Juden 1948, führten zum Verbot der Organisation

Dekolonisierung

· 1949 wird al-Bana erschossen. Sayid Qutb übernimmt die geistige Führung und radikalisiert die Ideen al-Banas
· Revolution der „Free Officiers“ führt zur Präsidentschaft Nassers, der die Muslimbruderschaft nach einem angeblich Mordanschlag 1954 verbietet
· Die Niederlage im „Sechst-Tag-Krieg“ führt zu einer Krise im arabischen Nationalismus à der Islam soll nun halt bieten
· Die Muslimbruderschaft kann trotz Verbot eine große Anhängerschaft verzeichnen

Sadat und die Muslimbruderschaft

· Präsident Sadat nutz den Einfluss der Muslimbruder für seine Zwecke im Kampf gegen die linken Bewegungen in Ägypten
· Die Bruderschaft wird nicht legalisiert, aber geduldet
· Reorganisation an den Universitäten à vor allem Berufsverbände werden zu neunen Betätigungsfeldern






Der Wandel zur politischen Bewegung

· 1984 Einzug ins Parölament mit einer gemeinsmaen Liste der Neo-Wafd Partei
· Zwischen beiden Bewegungen gab es keine Gemeinsamkeiten: Wafd Partei trat für den Westen und die USA ein, die Bruderschaft für die Palästinenser
· 1987 tritt sie als „Islamische Allianz“ mit der sozialistischen Partei an.
· Bei der Wahl 2000 erringt sie 17, 2005 88 Sitze

International

· Weltweit ist die Muslimbruderschaft in über 70 Ländern aktiv. Es gibt zahlreiche nationale Abspaltungen, die teilweise auch einen gewaltsamen und terroristischen Weg beschreiten
· Die FIS in Algerien liefert sich seit mehreren Jahrzehnten eine Bürgerkrieg mit der Regierung
· Die Hamas widersetzt sich allen Friedensbemühungen im Nahen Osten und schreckt nicht vor Selbstmordanschlägen zurück
· Die wichtigste Basis der Bruderschaft bleibt aber weiterhin Ägypten

Vertretung in Deutschland

· Seit 1950 ist die Muslimbruderschaft in Deutschland vertreten und hgat rund 1.900 Anhänger
· Ziel ist die Ideologisierung der hier lebenden Muslime. Auch die Hamas versucht über die Bruderschaft ihren Einfluss in Deutschland zu stärken und für finanzielle Unterstützung zu werben. Sie wird von Verfassungsschutz beobachtet.
· In Deutschland tritt si als „Islamische Gemeinschaft in Deutchland e.V.“ (IGD) auf und verwaltet zahlreiche Kulturzentren und Moscheen

Literatur

Ulfkotte, Udo (2007): Heiloger Krieg in Europa: wie die radikale Muslimbruderschaft unsere Gesellschaft bedroht. Frankfurt am Main. Eichborn Verlag.

Croitoru, Joseph (2007): Die Hamas. Der islamische Kmapf um Palästina. Bonn. Bundeszentrale für politische Bildung

Heine, Peter (2004): Terror in Allahs Namen. Extremistische Kräfte im Islam.

KASPAR, Karl.(1995): Die politische Relevanz islamischer Strömungen in Ägypten. Diplomarbeit
an der Universität Wien.

YASSIEN Shaban.(1996): Islamische Bewegungen in Ägypten „Islamismus“. Diplomarbeit an der
Universität Wien.

Protokoll 19. 11. 2007

Seminar: Der Weg des Terroristen
FB 21 Erziehungswissenschaft
Protokollantinnen: M, N

Protokoll der Sitzung am 19.11.2007 „Grenzüberschreitungen“
18.15 Uhr: Dr. Salali:
· Rückblich auf letzte Sitzung „Ordnung und Chaos“
· Welt besteht aus Ordnung; Menschen streben diese auch an (Ordnungsmuster)
· Frage: ist diese Ordnung menschlich oder göttlich gegeben? Ist der Glaube die wahre Ordnung?
· Bezug zur heutigen Sitzung: Wenn Glaube die wahre Ordnung ist, wie erklären sich dann Religionskriege und der Jihad?

18.20 Uhr: Gerechter Krieg?
· Im Plenum war die Meinung, dass es den gerechten Krieg nicht gibt
· Haben Terroristen andere Vorstellungen vom Krieg/ andere Intentionen?
· Rückblick von Herrn Konrad
→ In den letzten 800 Jahren wurde er als „gerechter Krieg“ gesehen.
→ die Frage nach der Rechtfertigung von Krieg wird schon lange diskutiert (bereits im Alt-Syrien) und damit einher ging immer schon die Frage nach dem Kriegsrecht

Theorien zum „gerechten Krieg“
o Für Cicero (erster lateinische Kriegstheoretiker) gibt es einen gerechten Krieg unter folgenden Voraussetzungen:
- Er muss einen Grund haben (Bsp. Bestrafung, Rache, etc.)
- Er muss eine ordentliche Kriegserklärung haben
- An diese muss sich auch gehalten werden (z.B. Schonung von Kindern, Frauen und Verwundeten)
o Aurelius Augustinus (5. Jahrhundert)
- Hatte auch das dreier Schema (Grund, gewisse Regeln und die Einhaltung an Regeln)
- Nur ein Herrscher durfte Krieg führen (autorisierter Krieg)
o Mohammet (7. Jahrhundert)
- an 35 Stellen im Koran findet sich ein Bezug auf den Jihad
o Thomas von Aquin (Mittelalter)
· Jihad = ernsthaftes Bemühen (genaue Übersetzung des Wortes)
→ heiliger Krieg ist also nur ein Scheinargument (Bernhard Lewis beschäftigt sich in seinen Werken mit der Wortwahl und den Begriffsfeldern des Koran und meint, dass in 90% der Fälle, wenn von Jihad die Rede ist, der „tötende Jihad“ gemeint ist)
· Der Begriff „heiliger Krieg“ ist ein alter Begriff, den schon Augustinus verwendete, der durch ständige Wortkombination verändert wurde, aber seine Wurzeln in der christlichen Theorie hat – somit stellt sich die Frage, ob es richtig ist, einen Begriff, der christlich geprägt ist, auch für den Koran zu verwenden.
→ Der Heilige Krieg hat auch in der christlichen Tradition ständige Rechtfertigungsargumentationen
· Max Hemming (wahrscheinlich nur ein Pseudonym für den Arabisten Müller) beschäftigte sich 1904 mit Koranübersetzungen und sprach vom Jihad auch als „heiligen Krieg“
18.40 Uhr: Wo ist der Sprung v om islamistischen Kämpfer über seine Grenzen?
· Im Koran sind Kriegsregeln erkennbar, die schon seit 2000 Jahren beachtet werden (z.B. eine Regel ist der Schutz von Zivilisten)

Bezug zum letzten Referat (Kritik)
· Muslimischer Kämpfer: hat ein tötender Jihad Grenzen?
· Ein „totaler Krieg“ lässt sich nicht aus dem Koran entnehmen (klare Kriegsregeln gelten auch für muslimische Kriege – die gleichen, wie schon seit Jahrhunderten, darunter zählt auch: keine Zivilisten töten)
Haager Landkriegsordnung
· Völkerrechtliche Vereinbarungen zwischen verschiedenen Staaten (auch unterschiedlicher politischer Systeme)
· Auch der osmanische Staat hat den Vertrag mitunterzeichnet
Genfer Konvention (1960er)
· Erweiterter Schutz von Mitkämpfern und Beteiligten
→ aber islamistische Terroristen setzten sich über diese Grenzen hinweg
Sprung im Krieger – Seins?
· (Nur am Rande: Behandlung von Gefangenen in Guantanamo Bay
Die USA gehen verschärft gegen Terroristen vor, ohne sich an die oben genannte Konvention zu halten
Die USA wendet das amerikanische Recht bei der Verfolgung und Bekämpfung an
→ können demnach auch selber entscheiden wie sie vorgehen)
· Islamistische Terroristen beachten diese Grundregeln der Kriegsführung nicht!
· Die Argumentation für diese Widersetzung, die sich in der islamistischen Tradition wiederfinden:
1. Ebene der Argumentation: Bestreiten des Tatbestandes
2. Ebene der Argumentation: Rechtfertigen (Gute Gründe suchen: Notwehr)
3. Ebene der Argumentation: Entschuldigung (sie wissen, dass es nicht ok ist, aber sie argumentieren damit, dass sie nicht anders handeln können)
Übersetzung von Krieg (Tafelbild):
· ius belli – Kriegsrecht
· ius ad bellum – Recht zum Krieg
· bellum iustum – gerechter Krieg (schon bei Cicero)
· intentio bellantum recta – Rechte Kriegsintention (also keine niederen Gründe)
· iusta causa belli – Gerechter Kriegsgrund
→ diese Begriffe ziehen sich seit 2000 Jahren durch die Diskussion
19.10 Uhr: Grenzüberschreitungen
· es gibt die göttliche Kriegsfrührung und die juristische Kriegsführung, doch ab wann sprechen wir von Grenzüberschreitungen?
· Diskussion: Grenzüberschreitungen finden dann statt, wenn man sich nicht an die Regeln/ Gesetze hält; wenn es sich nicht im Rahmen hält; wenn es nicht mehr im Bereich des Normalen liegt
· „Normalität“ von Normen abgeleitet?
· Der normative Aspekt: was habe ich überhaupt für eine Grenze? Es muss klar definierte Normen und Ordnungen geben
→ Bin Laden akzeptiert die westlichen Normen nicht!
· Grenzüberschreitung = Normüberschreitung (d.h. Gesetze brechen)

Ab 19.20 Uhr: Diskussion:
· Gibt es absolute Normen, die jenseits von Gesetzen gelten, an die sich die ganze Welt hält?
· Die Einhaltung von Normen setzt folgende Punkte voraus: Verstehen, Akzeptieren, danach leben bzw. Durchführung – aber wer überwacht das?
· Gibt es übergesetzliche Grenzbereiche? Also göttliche Grenzbereiche? Auf die Normen kann man sich einigen: Bsp.: „man darf keine Unschuldigen töten“ – daran halten sich alle, aber wer entscheidet ob jemand unschuldig ist?! (die Definition ist bei jedem anders)
· Was ist bei allen Menschen gleich? Wir sind alle Menschen, das ist ein Punkt, der alle verbindet, doch im Krieg machen die Menschen aus ihren Feinden „Unmenschen“ – sie dämonisieren sie - darin liegt eine deutliche Grenzüberschreitung
· Einwand: im Krieg kommt es nicht zwangsläufig dazu, dass Menschen dämonisiert werden, da auch andere Gründe für einen Krieg vorliegen können.
· Gibt es ein allgemeines Gefühl von Recht/ Unrecht?
· Bei Allah- Gläubigen steht im Mittelpunkt ausschließlich, was Allah will
→ Individualität spielt keine Rolle
· Religion ist der Anfang der menschlichen Entwicklung
· Begriffliche Unterscheidung sind wichtig (ich – du – wir – sie)
· Bsp.: Bush vertritt kollektive Werte (die westlichen Werte; er spricht nicht von „ich“), die Frage hier ist: vertritt er die Werte aller Menschen im Westen? Er verteidigt sich mit der Meinung des Kollektivs
Islamisten
· Auch im Koran sind Grenzen gezogen
· Es muss erst ein ideologischer Schritt gemacht werden, um von diesen Grenzen weg zu kommen → Koran wird esoterisch gesehen → es gibt keine Grenzen (Auslegung)

Terroristen
· Werden weltlich, wenn die Grenzen überschritten werden
· Sie argumentieren: es ist Krieg, deswegen gibt es auch Tote → sie müssen also weltlich werden, um sich zu rechtfertigen
· Überwiegt das rein materielle Interesse oder wird das Normative aus der eigenen Kultur heraus begründet?
· Bin Laden und die Terroristen gehen davon aus vor Gott Rechenschaft ablegen zu müssen und sonst vor niemandem
· Von wem fühlen sich Terroristen zur Rechenschaft gezogen?
· Durch die Testamente sieht man, dass sie sich auch vor der Öffentlichkeit rechtfertigen wollen; sie versuchen ihren Taten ideologischen zu begründen, wobei es verschiedene Argumentationen gibt
· Die Botschaft des Testaments: Rechtfertigung und den Feinden Angst machen
· Eine mögliche (altertümliche) Ideologie ist:
der Koran ist Gottes Wort, aber es gibt wichtige und unwichtige Suren (Bsp.: wenn man sich stark auf die Gehorsamkeit von Gott bezieht, wird manch anderes unwichtig)
· Bsp.: Assasine → der 3. Großlehrer verkündete, dass eine neue Zeit angebrochen sei: Alkohol ist erlaubt und alles andere, was vorher verboten war, und jeder lebte danach
· → göttliche Gesetze werden immer von Menschen definiert/ interpretiert, wodurch sie auch immer gleichzeitig verändert werden,
also: Mensch kann Gottes Gesetze nicht übersetzen, weil sie dadurch an Göttlichkeit verlieren
· An dieser Stelle kam eine Diskussion über das Leben und die Rechtfertigung der Assasine
· Kurzer Exkurs zur Hamas: allerdings wurde diese Diskussion abgebrochen, da es keinen direkten Zusammenhang zu unserem Thema gab
· Bezug zum 11.September 2001: Rechtfertigung: Muslime starben als Märtyrer und die anderen haben es nicht anders verdient, weil sie schließlich bewusst in einer Demokratie leben, eventuell sogar Bush gewählt haben.

Auf Grund der Zeit musste die Sitzung beendet werden, doch das Fazit, das aus der Sitzung gezogen werden konnte, ist folgendes:
→ alle Unbeteiligten werden zu Beteiligten gemacht, weswegen keine Grenzüberschreitung statt gefunden hat (Plenum)

Protokoll 7. 1. 2008

Protokollant: M. E.

Protokoll der Sitzung vom 07.01.2008

Themen:
1.) Schia: Konfessionelle – politische Identität
2.) Kinder als Soldaten und Selbstmordattentäter

Das erste Referat setzt sich mit der Geschichte sowie der religiösen, politischen und sozialen Konstitution der Schia/Schiiten auseinander. Schwerpunkt hierbei: Der Irak.
Die Referentin stellt ihrem Vortrag die These voraus, das die Zugehörigkeit zur Schia neben den religiösen auch ökonomische und soziale Aspekte impliziere. Der erste Teil des Referats beschreibt, beginnend im Jahre 632, die zunächst nicht primär durch Religion geprägte Geschichte der Schiiten sowie den historischen Wendepunkt zur Glaubensgemeinschaft. Der zweite Teil geht dann auf die Situation im Irak ein. Hier stellt die Referentin zunächst einige relevante Persönlichkeiten vor und beschreibt sowohl die Schiitische Opposition unter Saddam Hussein, als auch nach dem Sturz der Baath Partei 2003. Der letzte Teil setzt sich mit innerschiitischen Konflikten, speziell mit der Frage nach einer föderalistischen oder zentralen Neuorganisation im Irak auseinander. Hierbei werden verschiedene schiitische Gruppen im Irak benannt.

Herr Konrad merkt an, das die Einstellung der jeweiligen Gruppen bezüglich der Frage nach Föderalistischer oder Zentralistischer Organisation des Irak häufig mit ihrer Internen Organsiations-Struktur verbunden sei. Dezentral organisierte Gruppen sprächen sich demnach eher für eine zentralistische Lösung aus als diejenigen, die auf bestimmte Regionen konzentriert sind. Weiterhin erläutert er, das sich die wirtschaftliche Macht Schiitischer Gruppen über ein Steuersystem herstelle, in welchem das Geld direkt an die jeweiligen Ayathollas gezahlt würde. Der Einfluss dieser religiösen Führer wirke bis in den Iran herein, wo sie eine ernsthafte Konkurrenz für die dortigen religiösen Machthaber darstellten. Frau Salali erläutert an dieser Stelle den Unterschied zwischen der islamischen und der Schiitischen Steuer. Es kommt die Frage auf, inwiefern sich die Schiiten im Irak in ethnischer und politischer Hinsicht von denen im Iran unterscheiden würden. Die Referentin antwortet, dass die politische und religiöse Geschichte des jeweiligen Landes prägend sei, ethnische Unterschiede allerdings nicht auszumachen währen. Frau Salali weist an dieser Stelle auf eine zentrale Differenz im jeweiligen Verhältnis zum Staat hin. Während sie im Iran staatliche Unterstützung genössen, mussten die Schiiten im Irak seit jeher aus einer oppositionellen Position heraus agieren. Ferner seien ethnische Differenzen sowohl bei kurdischen Schiiten im Irak als auch den verschiedenen Stammeszugehörigkeiten zu konstatieren.
Das zweite Referat thematisiert die Rolle von Kindern und Jugendlichen als Soldaten und Selbstmordattentäter. Im ersten Teil soll hierbei eine generelle Definition geleistet werden, während der zweite Teil anhand mehrerer Beispiele zu illustrieren versucht, mit welchen Formen ideologischer Indoktrinierung Kinder in Krisengebieten konfrontiert sind. Die erste Referentin stellt vorweg, das der Versuch einer Definition des Begriffs „Kindersoldaten“ schon aus dem Grund schwierig ist, als das es an weltweit verbindlichen Regelungen fehlt, wie lange ein Mensch als Kind gelte. Als Orientierung verweist sie 1.) auf den „child soldier global report“ sowie 2.) auf die UN Kinderrechtscharta. Weiterhin sei aufgrund von Geheimhaltung und Unzugänglichkeit militärischer Konflikte, auch eine präzise Angabe über die Verbreitung des Phänomens schwierig. Die Referentin führt Schätzungen an, die von weltweit 250.000 bis 300.000 als Soldaten tätigen Kindern ausgehen. Es stellt sich die Frage, warum Kinder überhaupt als Soldaten eingesetzt werden. Hier kann sowohl auf soziale, als auch militärische und ökonomische Faktoren verwiesen werden. Das Phänomen, das sich neben denjenigen die zwangsrekrutiert werden, einige Kinder scheinbar freiwillig kämpfenden Parteien anschließen, versucht die Referentin Anhand von Beispielen aus der Studie „Young Soldiers: Why they choose to fight“ von Irma Specht und Rachel Brett zu erklären. Sowohl Armut, als auch der Einfluss von Familie, Religion und Tradition spielten hierbei eine Rolle.
Die zweite Referentin stellt am Beispiel von palästinensischen Medien und Schulbüchern verschiedene Arten der ideologischen und religiösen Beeinflussung von Kindern da. Sie merkt an, dass im Falle Palästinas nicht im engeren Sinne von Kindersoldaten gesprochen werden kann, Kinder jedoch trotzdem eine wichtige Rolle innerhalb des Konflikts spielen würden. Anhand verschiedener Darstellungen aus Schulbüchern lassen sich drei zentrale konfliktrelevante Aspekte erkennen, die den Kindern innerhalb des Lehrstoffs vermittelt werden: 1.) Die Ablehnung des Staates Israel 2.) Die Glorifizierung des heiligen Kriegs und des Märtyrertums sowie 3.) die Anstachelung zum Hass gegen Juden. Im Weiteren werden verschiedene Auszüge aus dem palästinensischen Kinderfernsehen gezeigt – zum einen ein „Interview“ mit einem dreijährigen Mädchen zum Thema Islam, zum anderen „Farfur“, eine ideologisch aufgeladene Abwandlung von Mickey Mouse. Auch hier lassen sich die eben genannten Inhalte (Märtyrertum, Hass auf Israel, Antisemitismus) wieder finden. Als weiteres Beispiel schildert die Referentin im Anschluss den Fall des zum Märtyrer erhobenen, angeblich von der israelischen Armee erschossenen 12 jährigen Jungen Muhammed Al-Dura.

Frau Salali ergänzt, dass Kindersoldaten nicht nur für den Kampf, sondern z.B. in Afghanistan mitunter auch als Prostituierte eingesetzt werden. Zum anderen weist sie auf den gezielten Einsatz von Kindern für die mediale Inszenierung von Konfliktparteien hin und stellt die Frage, warum Kinder dies eigentlich mit sich tun ließen. Hier wird seitens der Referentin auf die Manipulierbarkeit durch von Erwachsenen getätigte Versprechen verwiesen, zudem existiere bei Kindern ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung durch die älteren, bzw. durch die Familie. Frau Salali greift an dieser Stelle noch einmal auf, dass Kinder sich mitunter gegen den Willen ihrer Eltern einspannen ließen. Ein Kommilitone stellt den Begriff „Freiwilligkeit“ in Bezug auf Kinder in diesem Kontext generell in Frage, da sie von vielem keine Vorstellung hätten. Als Beispiel nennt er die fehlende Vorstellung vom Tod in Bezug auf von Kindern verübte Selbstmordattentate. Herr Konrad bestätigt dies und weist auf die für Kinder unklare Grenze zwischen Realität und Phantasie hin. Hier setze auch der propagandistische Einsatz von Comicfiguren an. Daraufhin wird die Frage gestellt, warum eigentlich grade westliche Comic Figuren für die Propaganda eingesetzt würden. Herr Konrad entgegnet, das dies für Kinder keine Rolle spiele und Frau Salali ergänzt, das Islamisten nicht generell gegen alles „westliche“ eingestellt seien (da sie z.B. auch auf das Internet zurückgreifen) sondern sich ihre Handlungen vielmehr aus dem Gefühl der Benachteiligung erklären ließen.


Quellen:
I. Schia: konfessionelle – politische Identität
- Fürtig, Henner: Irak. In: Ende, Werner/ Steinbach, Udo (Hg.): der Islam in der Gegenwart, Bonn 2005
- Halm, Heinz: Die Schiiten, München 2005
- Steinberg, Guido: Der Irak zwischen Föderalismus und Staatszerfall, Berlin 2007

II. Kinder und Jugendliche als Soldaten und Selbstmordattentäter
- Ben-Ari, Gal: Die Saat des Hasses. Juden und Israel in den arabischen Medien, Holzgerlingen 2002
- Gremliza, Herman L. (Hg.) Hat Israel noch eine Chance? Palästina in der neuen Weltordnung, Hamburg 2001
- Mekhennet, Souad/ Sautter, Claudia/ Hanfeld, Michael: Die Kinder des Dschihad. Die neue Generation des
islamistischen Terrors in Europa, München, 2006
- Specht, Irma/ Brett, Rachel: Young Soldiers: Why they choose to fight, Boulder 2004- Kindersoldaten Weltreport der International Coalition to Stop the Use of Child Soldiers, 2004

Freitag, 30. November 2007

Muslimbruderschaft - Sitzung 3. 12. 2007

Schwerpunkt der kommendeen Sitzung am 3. 12. 2007 wird ein Überblick über die Muslimbruderschaft als solche und ihre Anfänge sein.
Zur Vorbereitung der Sitzung oder zum Nachlesen wird aus dem Wust von Literatur zur Muslimbruderschaft empfohlen pars pro toto der Artikel Muslim Brotherhood, bestehend aus 5 Beiträgen von Ayubi, Nazih; Sullivan, Denis; Khoury, Philip; Milton-Edwards, Beverly und Warburg, Gabriel, in der Oxford Encyclopaedia of the Modern Islamic World, New York und Oxford, 1995, Band 3, Seiten 183 - 201. Diese Oxford Encyclopaedia steht im Lesesaal der UB hinten rechts bei den Religionswissenschaften, Islam. Auf eine Einfügung des Artikels in den Handapparat wird wegen des ebenso leichten Zuganges in der UB verzichtet.In demselben Band mögen auch beiläufig die einführenden Artikel Messianism und Salafiyah gelesen werden.

Montag, 26. November 2007

Der Auftrag Allahs 26. 11. 2007

Der Auftrag Allahs

Was auch immer sich der selbstmordgewillte Terrorist bei seinem Märtyrerauftrag denkt, er wird wohl ernsthaft annehmen, daß ihn Allah beauftragt habe. Denkbar ist eine Gruppenbeauftragung oder eine Einzelbeauftragung oder eine Allgemeinbeauftragung; denkbar ist eine direkte wie eine indirekte Beauftragung.

Offenbarungsarten

Allah offenbarte sich selbstverständlich nicht nur im Koran, sondern auch außerkoranisch. Traditionell wurden verschiedene Offenbarungsarten unterschieden:

- Offenbarung im Himmel,
- Offenbarung unter Glockenton / Gedröhne,
- Offenbarung unmittelbar von Allah im Wachen oder im Traum,
Allah dabei verhüllt oder unverhüllt,
- Offenbarung durch Inspiration des Heiligen Geistes,
- Offenbarung durch den Engel Gabriel in Menschengestalt[1].

Der aus islamischer Sicht Letzte Prophet Muhammed gab an, Offenbarungen Allahs / Waḥy in verschiedener Weise erhalten zu haben[2]. Etwa durch den Heiligen Geist, den Muhammad als einen Engel auffaßt und auch Gabriel [3]nennt.

Während in der älteren Bibel noch die zwei Hauptfunktionen der Engel - Sendbote Gottes und Mitglied des Hofes Gottes - getrennt sind, fallen diese Funktionen später zusammen[4].

Daß ein Terrorist sich bisher auf seine direkte Einzelbeauftragung Allahs berufen hätte, wäre hier unbekannt.


Auftragssprache

So oder so wird der Terrorist davon ausgehen, daß ihm sein Auftrag zum terroristischen Töten oder auch zu seinem Selbstmord dabei in (koran-) arabischer Sprache erteilt worden sei.
Nach dem Koran spricht Allah arabisch, der Satan flüstert arabisch, die Engel, die Damonen / Djinne, Moses, ein Pharaoh, Maria, Jesus, Adam im Paradies sprach Arabisch und jede Seele wird Arabisch zu sprechen haben am Tag des Gerichts, auch Tiere sprechen Arabisch und sogar gedacht unbeseelt Seiendes wie die Hölle spricht Arabisch[5].

Einen sich theologisch / ideologisch fundiert sehenden islamistischen Terroristen wird man durchwegs unter Arabisch-Sprachigen oder wenigstens den Koran auf Arabisch Verstehenden (wie auch immer) zu suchen haben.


[1] Siehe dazu näher: Nöldeke, Theodor, überarbeitet von Schwally, Friedrich: Geschichte des Qorǟns, Erster Teil: Über den Ursprung des Qorǟns (1909), Seiten 22 - 24.
[2] Siehe dazu im einzelnen: Nöldeke, Theodor, überarbeitet von Schwally, Friedrich: Geschichte des Qorǟns, Erster Teil: Über den Ursprung des Qorǟns (1909), Seiten 20 - 57.
[3] Zu Gabriel als einem „Hauptengel“ und als Erzengel siehe Tuschling, Ruth M. M.: Angels and Orthodoxy. A Study in their Development in Syria and Palestine from the Qumran Texts to Ephrem the Syrian, Seite 106.
[4] Siehe dazu näher Tuschling, Ruth M. M.: Angels and Orthodoxy. A Study in their Development in Syria and Palestine from the Qumran Texts to Ephrem the Syrian, Seiten 81 - 87, 108 -113.
[5] Siehe dazu Wild, Stefan: An Arabic Recitation. The Meta-Linguistics of Qurʾānic Revelation., Seite 139, und grundsätzlicher Seiten 137 - 142.